Da der Herbst Einzug gehalten hat und die Traubenernte vorbei ist, gilt es jede Art von Nacharbeiten zu erledigen. Für den ersten Tag heißt das die einzelnen ´Arme´ der Weinreben um den vorgespannten Draht zu wickeln, damit dort in der nächsten Saison neue Trauben wachsen können. Ahhh ja, solange mir das einer zeigt, kein Problem.
Felix erklärt uns, dass wir heute bereits beschnittene Weinreben vorfinden werden und pro Pflanze 0,90 $ verdienen, was recht viel ist, denn laut seiner Aussage, braucht man pro Pflanze knapp 2 Minuten.
8:00 Uhr folgen wir und sechs andere Neuankömmlinge des Hauses einem asiatischen Australier auf ein Weinfeld (aha! wir arbeiten also nicht für Felix, sondern er vermittelt hier nur vor Ort. Wenn man Dinge selbst rausfinden kann, bleibts wenigstens immer spannend!)
Auf dem Weg halten wir am China Shop um für 37$! pro Person Gartenscheren zu kaufen, denn die Reben sind zwar beschnitten, aber es werden immer 2-3 Arme mehr am Rebstock gelassen (für den Fall, dass uns einer abbricht beim wickeln) Wenn nicht, muss der Überschuss entfernt werden.
Kaum angekommen erklärt uns der Farmer vor Ort (mal sehen, wieviele Arbeitsvermittler bis zur Bezahlung noch kommen), dass es nicht 0,90$ sondern 0,80$ pro Pflanze zu verdienen gibt und die sehen so aus!
Nachdem wir mit ihnen fertig sind, sollen sie aber so aussehen
Tun sie auch, allerdings schafft man selbst mit Übung nicht mehr als 6 Pflanzen in einer Stunde und wir kommen nach 8h Arbeit auf einen Stundenlohn von 3,60$! Und da sind wir schon schnell, sechs der acht anderen Mit-Leid-Geplagten kommen nur auf 2$ die Stunde. Es sei nochmal erwähnt, dass der Mindestlohn bei über 16$ / h liegt....
Mehr als frustriert und mit den tollsten Ausreden der Farmer und Felix gehts abends ´nach Hause´, ohne Arbeit am nächsten Tag denn es soll regnen, da arbeitet hier angeblich keiner.
Sitzen 2 Kanadier, 2 Schotten, 2 Engläner und 2 Deutsche völlig demotiviert auf einer Terasse und beobachten, wie eine Ratte versucht aus der Mülltonne ins Haus zu springen...
Mit diesem Anblick und bei Wein und Bier fasse ich für alle den Tag zusammen
-morgens eine tote Kakerlake im Bett beim Aufwachen
-eiskalte Dusche genommen, denn der Warmwassertank reicht nur für 4 Personen
-sämtliche Zimmer des Hauses benötigen eine Reinigungsaktion
-ein Tag Arbeit voller Beschiss für Sklavenlohn
und beim Bezug unseres Zimmers ist das Bett zusammen gebrochen
Als ich noch einwerfe, dass wir mit knapp 28$ Tageslohn noch nicht mal diese scheiß Gartenscheren erwirtschaftet haben, müssen wir alle laut loslachen und beschließen am nächsten Tag eine alternative Arbeitsstelle zu finden. Wir sind also die neuen Mexikaner in Robinvale! Oder Spargelpolen?!
Mit Mikes letzten Worten aus Melbourne im Ohr schlafe ich in unserem 8´C kalten Zimmer ein
"Schlimmer als auf der letzten Farm kann es doch nicht mehr werden"