Jeden Morgen um acht geht es für uns
10 Reisende los. Sechs Mann (2 Kanadier, 2 Schotten, 2 Engländer)
kennen wir ja schon, zwei Iren sind noch dazu gekommen. Ein bunter
Nationenmix wohnt also zusammen unter einem Dach – das kann
interessant werden
Die erste Woche sind wir damit
beschäftigt Bambusstöcke aus dem Boden zu ziehen, an denen bisher
junge Weinpflanzen hochgewachsen sind.
Alle Anwesenden sind höchst motiviert,
schließlich gibt es aller 2h bezahlte Raucherpausen und eine halbe
Stunde Lunchbreak.
16Uhr wird sich ausgelogt und die Klassenfahrtstimmung setzt sich zum Feierabend im Haus fort, schließlich beginnt endlich die Fussball WM! Welch Glück für uns dass wir im social room einen recht netten flatscreen stehen haben ;) Um die Sache interessanter zu machen, gibt es eine Hauswette, jeder zieht 4 Teams aus einem Pot, bei 10$ Einsatz – lucky me zieht Costa Rica, Italien, Argentinien, Deutschland, sodass der housepot am Ende doppelt an mich ging.

Mike wettet gleich am ersten Tag auf ein paar Spiele an der örtlichen TAB Maschine und gewinnt mit 10$ Einsatz unglaubliche 1022$!
Von
nun an wurden sich Wecker gestellt, denn die Spiele laufen morgens um
zwei oder vier oder um sechs, aber was soll´s, es ist ja nur einmal
WM aller vier Jahre!
In Woche zwei sind alle Bambusstöcke erfolgreich aus der Erde befördert und das Aufgabenfeld ändert sich. Während die Männer zusammen mit zehn kambodschanischen Kollegen die verbleibenden Weinpflanzen aus der Erde ziehen, waschen und schneiden die Damen diese Pflanzen auf ein bestimmtes Maß zurecht. Aha, unsere Chefs ziehen also junge Weinreben heran und verkaufen diese dann an die umliegenden Farmer, die diese dann einpflanzen und Trauben daran wachsen lassen.
Meine Wenigkeit wird allerdings sofort
vom Zurechtschnippeln abgehalten und ins ´Qualitätsmanagement´
befördert. Ich bekomme alle zugeschnittenen Weine auf den Tisch und
muss nach erster und zweiter Qualität sortieren und diese jeweils zu
50-iger Bündel ordentlich sortieren bzw nochmal nachschnipplen usw.
Herrlich!

Trotz erster Waschung ist das immer noch ne ziemlich schlammige Angelegenheit und ich bekomm ein neues Arbeitsoutfit

Trotz erster Waschung ist das immer noch ne ziemlich schlammige Angelegenheit und ich bekomm ein neues Arbeitsoutfit
Sobald die Jungs genug für einen Tag
aus der Erde gezogen haben, helfen sie beim Stutzen und so steh ich
da, an einem ewig langem Tisch eingekreist von in der Höchstphase 15
Kollegen, die mir alle ihre Werke auf den Tisch knallen und die
nächsten Pflanzen bearbeiten. Wenn die Stapel größer als ich
werden, darf ich mir eine der anderen Damen aus unserem Haus zur
Unterstützung dazu holen... Am Tag zähle und bündel ich knapp
15.000 Weinreben, vier Wochen hintereinander von So-Fr.
Die Arbeit ist also bisher easy, wenn auch eintönig und wir zehn wachsen langsam zu einer Familie zusammen.
Nach Feierabend ist in Robinvale nicht
wirklich was zu tun, also sitzen wir abends bei Wein, Bier und Musik
am Lagerfeuer zusammen und tauschen die unterschiedlichsten
Kultureigenheiten aus, wobei ich schnell lerne, dass die Sprache
Englisch nicht überall auf der Welt gleich klingt... Den irischen
Akzent versteh ich erst nach drei Wochen so halbwegs...
Mal lassen
wir kleine Feiern in unserem Haus am Wochenende steigen, manchmal
fahren wir zehn km mitten in den Busch um auf lustige Gesellschaft zu
treffen. Aber gelohnt hat es sich immer und gelacht haben wir sehr viel, wobei ich es mir jetzt
spare, die unzähligen Feierbilder hoch zuladen ;) Nach drei Wochen in Robinvale kennt uns auf jedenfall schon das ganze Dorf.
Neben Besuchen am Strand des vor der Tür liegenden Murray Rivers gab es noch eine einzigartige Freizeitbeschäftigung für mich (Mike war dafür nicht zu begeistern) - Schießen! Mit echter Monition und echten Waffen! Was für ein unvergessliches, mächtiges Gefühl, auch wenn wir ´nur´auf Eimer geschossen haben, da ich nie ein Tier erlegen könnte.
Außerdem fanden wir heraus, dass im örtlichen Club jeden Sonntag ein Pokerturnier veranstaltet wird - klar dass wir mit am Start waren, unser Glück versuchten und auch das ein oder andere mal erfolgreich die Pokertische verließen.
Nach insgesamt sechs Wochen waren alle Weine aus der Erde gepult, verbündelt und versandbereit. Die Arbeit wurde also knapp, somit mussten die ineffizientesten Arbeiter aus unserem Haus gehen und die vier fleißigsten Streber durften bleiben, darunter natürlich die immer pünktlichen Deutschen ;)
Endlich ein neues Aufgabenfeld! Zugegeben, am Ende konnte ich keine Reben mehr sehen und selbst das Zählen bis 50 in sieben verschiedenen Sprachen, brachte keine Abwechslung...

Dann ab in die Wärmekammer, damit die neuen Sorten wurzeln können und damit die Weine nicht beim pflanzen ihre Köpfe verlieren, wurden sie vorher noch mit Wachs veredelt
Sobald das erledigt war, brauchten sie nur noch in kleine Papierboxen liebevoll gepflanzt werden, bis die Wurzeln schließlich groß genug fürs Feld und die Bambusstöcke waren.
Dank diesem abgeschlossenem Kreislauf und meinen tausenden Fragen zwischendurch kann ich nun meine eigene Winery in Meißen aufmachen. Wie man Felder bestellt und so ein Zeug, verrät mir bestimmt google ;)
Die 2 1/2 Monate in Robinvale waren vorbei wie im Flug, gefüllt mit Erfahrungen fürs Leben, dank großartiger Menschen die ich traf und dem Wiedersehen meiner geliebten Eltern bei einem viel zu kurzem Abstecher in Melbourne.
Nach neun Monaten Down Under geht die finale Reise einmal rings um Australien endlich weiter (mit deutlich mehr Blogeinträgen!) und dabei liegt noch so viel vor uns...
Three month of freedom - we are so ready for it
Mensch hättste mich mal gefragt,hättste noch ne achte Sprache zum zählen gehabt...:-)
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